Ausstellungdauer nun noch bis 28. November 2021
Soest zu Beginn des 20. Jahrhunderts war provinziell. In seiner ländlichen Abgeschiedenheit und kleinstädtischen Begrenztheit hatte es mit den großen Industriezentren und pulsierenden Metropolen nichts gemein. Doch hier wirkte der Maler Wilhelm Morgner, der in seinem kurzen Leben ein umfangreiches expressionistisches Oeuvre schuf. In seiner Eigenständigkeit und Originalität blieb es in seiner Heimatstadt weitgehend unverstanden, erregte jedoch die Aufmerksamkeit der Kunstwelt und wirkte so schließlich auf Soest zurück.
Vor allem Morgners Freunde und Mitstreiter, der Maler Eberhard Viegener, der Bildhauer Wilhelm Wulff und der Maler Arnold Topp entfalteten, nachdem Morgner gefallen (1917) und der Erste Weltkrieg beendet (1918) waren, eine lebhafte Ausstellungsaktivität in Soest und schufen ein Künstler-Netzwerk, das weit über Soest hinausging, die Stadt aber gleichzeitig zum „Brennpunkt wahrhaft schöpferischer Kräfte“ machte. In zwei Ausstellungen spürt das Museum Wilhelm Morgner diesen Künstlerverbindungen nach. Die erste fand 2017 zum 100. Todestag von Wilhelm Morgner statt und widmete sich dem engeren Freundeskreis um Morgner. Die aktuelle Ausstellung weitet nun den Blick auf die Künstler, die nach Morgners Tod über seine Freunde den Weg nach Soest fanden, hier arbeiteten und ausstellten, bis mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten dieses Künstlernetzwerk seine Arbeit einstellen musste.
Im Rahmen des Begleitprogramms lädt das Museum Wilhelm Morgner zu öffentlichen Führung und Workshop ein:
Donnerstag, 25.11.2021 – 17 Uhr – Walter Weihs
Führung mit Walter Weihs, Wilhelm-Morgner-Archiv, Soest, einer der besten Kenner des Lebens und Werkes Wilhelm Morgner. Ausgewiesener Kunstsachverständiger, Mitautor und Mitherausgeber des Ausstellungskataloges.
Samstag, 27. 11.2021 – 15 Uhr – Dr. Annette Werntze
Museumsleiterin, Kuratorenführung, Autorin und Mitheraus-geberin des Ausstellungskataloges.
Sonntag, 28.11.2021 – 11 Uhr – Klaus Kösters: Thema: Teil II: Morgner in der Kritik
Kuratorenführung mit Klaus Kösters, langjähriger Begleiter des MWM und einer der besten Kenner der in Soest tätigen Künstler der ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts in Soest. Autor und Mitherausgeber des umfangreichen Kataloges zur Ausstellung.
Sonntag, 28.11.2021 – 12 Uhr – „Urban Sketching im Museum“
Workshop mit Petra Jordan-Trockels. Sie lernen, Ihre Eindrücke im urbanen Raum und Ihre persönliche Sichtweise der Kunstwerke im Museum Wilhelm Morgner mit individuellen Skizzen festzuhalten. Die Mission ist nicht umwerfende, bahnbrechende Meisterzeichnungen anzufertigen, sondern etwas Eigenes und ganz Persönliches zu entwickeln. Weitere Termine auf Anfrage möglich. Dauer des Programms: 3 bis 3,5 Stunden. Teilnehmer: 8 bis 10 Personen. Teilnahmegebühr: 15,00 €; 10,00 € (ermäßigt) + Materialkosten: 1,50 €
Künstlerische Avantgarden in Soest 1918-1934
Eine Ausstellung im Museum Wilhelm Morgner, Soest 5. September bis 28. November 2021

Avantgardekunst in der Provinz? Die Kunstgeschichte der klassischen Moderne in den großen Metropolen wie Berlin, München, Dresden, Hamburg usw. ist hinlänglich bekannt. Aber in der Provinz? Gab es da überhaupt genug Künstler, die sich an der internationalen Avantgardekunst orientieren konnten? Hat die Kunstgeschichtsschreibung hier eine Entwicklung unterschätzt, die eher im Verborgenen blühte?
Die Kunstgeschichte der Stadt Soest ist eine solche verborgene Blüte. Der in Soest wirkende Maler Wilhelm Morgner, der 1917 fiel, wurde zunächst von seinen Soester Mitbürgern als skurriler Außenseiter betrachtet, mit dessen Kunst man nichts anfangen konnte. Doch die Situation änderte sich grundlegend nach 1918. In diesem Jahr gab es in Soest eine erste Ausstellung über den in den letzten Kriegstagen gefallenen Maler Franz Nölken. Weitere Ausstellungen mit Werken von Wilhelm Morgner, Eberhard Viegener, Wilhelm Wulff und Arnold Topp sollten folgen. 1919 wurde Soest in einem Zeitungsartikel als „WiegeneuerKunst“ bezeichnet. Schriftsteller wie Will Frieg und Theodor Däubler sprachen von einer neuen Soester Malerschule, die an die mittelalterliche Kunsttradition der Stadt anknüpfte. Und der Maler und Mentor Morgners, Georg Tappert, machte diesen in Berlin bekannt und verfasste selbst eine Reihe von Aufsätzen, um den Ruf des früh verstorbenen Soester Künstlers zu festigen.
1925 tauchte die Bezeichnung „Jung-Soester Kunst“ auf, ein Jahr später wird Soest als „Kunststadt“ bezeichnet. Ein Kunsthistoriker nannte Soest 1929 einen „Brennpunkt wahrhaft schöpferischer Kräfte“. 1923, und dann vor allem ab 1929 fanden in Soest mehrere Ausstellungen statt, die die Soester Avantgardekünstler weit bekannt machten. Der Begriff „das junge Soest“ war nun eng mit Soest als Kunststadt verbunden.
Daneben gab es eine Reihe von Einzel- und Gruppenausstellungen der Soester Künstler in allen wichtigen Galerien und Museen Deutschlands. Anfang der 1930er Jahre begann die Stadt mit dem Ankauf des Nachlasses von Wilhelm Morgner, der jetzt den Kernbestand des gleichnamigen Kunstmuseums ausmacht. Der Ruf Soests als Kunststadt schien gefestigt, bis nach 1933 die nationalsozialistische Kunstdiktatur der jungen Avantgardekunst den Garaus machte.
Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte Soests als Kunststadt und ihre außergewöhnliche Ausstellungstätigkeit in den Jahren von 1918 bis 1934. Sie zeigt ca. 200 Gemälde, Grafiken sowie Skulpturen von Otto Modersohn, Christian Rohlfs, Emil Nolde, Franz Nölken, Wilhelm Morgner, Arnold Topp, Eberhard und Fritz Viegener, Wilhelm Wulff, Hermann Kätelhön, Josef Albert Beckert, Walter Schöttler, Hedwig Maria Ley sowie erstmals in Soest Johannes Molzahn. In der Ausstellung werden viele Leihgaben von Museen aus ganz Deutschland sowie eine große Anzahl privater Leihgaben gezeigt werden, viele davon zum ersten Mal. Ein umfangreiches Programm mit Führungen, Gesprächen und museumspädagogischen Aktivitäten wird die Ausstellung begleiten.
Aktuelle Hinweise finden sich auf der Website des Museums: museum-wilhelm-morgner.de.
Den Flyer zum Rahmenprogramm der Ausstellung können Sie hier herunterladen.

Wir freuen uns über die Parallelausstellung "Im Westen viel Neues" des Sauerland-Museums. Die beiden Museen in Arnsberg und Soest nehmen das Thema "Expressionismus" in den Blick. Dabei bezieht sich das Museum Wilhelm Morgner auf die Künstler:innen, die in Soest tätig waren. Das Sauerland-Museum thematiersiert den rheinischen und westfälischen Expressionismus. Da beide Ausstellungen das gleiche Thema erleben lassen, rücken nun vielfältige Facetten des Expressionismus im Rheinland und in Westfalen in den Fokus. Die Ausstellung wird im Rahmen der Kunst- und Kulturförderung vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Hier finden Sie das entsprechende Plakat und gelangen direkt zur Webseite des Sauerland-Museums.
Parallelausstellung des Kunstvereins Kreis Soest e. V.

ZWISCHEN GEGENSTÄNDLICHKEIT UND ABSTRAKTION
Junge Kunst im Dialog mit Künstlern der Klassischen Moderne
Ausstellung vom 4. September bis 31. Oktober 2021
Vor 100 Jahren gab es in Soest eine Kunstavantgarde, die als „Junge Soester Kunst“ bezeichnet wurde. Die damaligen Arbeiten vereinen expressionistische, abstrakte und neusachliche Stilrichtungen. Eine Ausstellung im Museum Wilhelm Morgner in Soest im Herbst 2021 geht den Spuren dieser Künstler nach und vereint die wichtigsten Werke der damaligen neuesten Kunst.
100 Jahre später, ebenfalls im Herbst 2021, hat der Kunstverein Kreis Soest e. V. junge Künstler und Künstlerinnen unserer Zeit eingeladen, mit ihren Werken in einen Dialog mit den Künstlern der Klassischen Moderne einzutreten. Viele junge Künstlerinnen und Künstler zwischen 18 und 35 Jahren aus allen Teilen Deutschlands sind dem Ruf gefolgt und haben ihre Arbeiten eingereicht. Daraus ist eine moderne Avantgardeausstellung unterschiedlichster Stilrichtungen geworden, die nicht nur auf die Künstler der damaligen Avantgarde antwortet, sondern auch auf hohem Niveau ein Spiegelbild der Kunst unserer Zeit gibt. Der Katalog vereint die Werke der eingeladenen Künstlern und Künstlerinnen einschließlich ihrer eigenen Reflexionen über ihre Kunst.
Es nehmen teil:
Benjamin Tiberius Adler, Bissan Badran, Anastasia Batishcheva, Patrick D. Brockmann, Edgar Daniel, Kathrin Edwards, David Carol Fedders, Julia Firmbach, Sandra Flegler, Jakob Gaumer, Florian Glaubitz, Annkathrin Kemper, Zhiyi Liu, Max Pimpernelli, Viktoria Plinke, Michéle Reby, Julius Reinders, Vignesan Shanmuganathan, Margarethe Ucinski, Philipp Valenta, Tatiana Vishnyakova, Emil Wesemann, Nina Wolf