Kleinbahn „Pengel Anton“ fuhr einst über den Soestbach

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Im Zuge der Renaturierungsarbeiten des Soestbachs ist im Abschnitt zwischen Aldegreverwall und Feldmühlenweg auch ein altes Brücken-Widerlager der ehemaligen Kleinbahnstrecke „Pengel Anton“ aufgetaucht. An dieser Stelle querte die Kleinbahn früher den Soestbach.

An die Kleinbahn erinnert heute nicht mehr viel. Das Widerlager ist eins der letzten Relikte der Kleinbahn, an die nun ein neues Hinweisschild erinnert und von der Geschichte der Bahn berichtet. Neben den Resten des Brückenbauwerks steht nur noch der ehemalige Bahnhof am Jakobitor und ein Fassadenbild erinnert an frühere Bahnzeiten. Der Ingenieur und Eisenbahnhistoriker Günter Krause hat für die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V. viele längst vergessene Informationen über die Bahn zusammengetragen.

Den Grundstein für die Bahn legte im ausgehenden 19. Jahrhundert das Kleinbahngesetz, in dessen Zug die Kreise Soest und Hamm die Gründung einer kommunalen Kleinbahngesellschaft, die Ruhr-Lippe-Kleinbahn, später Ruhr-Lippe-Eisenbahn beschlossen haben. Mit insgesamt 6 Linien konnten damit die abseits der Staatsbahn liegenden Gemeinden zwischen Ruhr und Lippe erschlossen werden. Knotenpunkt des Bahnnetzes bildete dabei die Stadt Soest mit den Kleinbahnhof auf dem Gelände des jetzigen CityCenters und den Bahnhöfen Jakobitor und Thomätor. Von dort aus ging es nördlich über Lippetal Richtung Hamm oder südwestlich Richtung Werl – Neheim und südöstlich über Möhnesee Richtung Warstein.

Die Bahn beförderte nicht nur Personen, sondern auch landwirtschaftliche und industrielle Güter und war für die Bewohner der Hellwegregion in den Vorzeiten des ÖPNV und des Individualverkehrs oft die einzige Möglichkeit einer zeitsparenden Verbindung zwischen den Orten. „Was sich heute idyllisch anhört, war damals weit entfernt von Eisenbahnromantik“ erzählt Günter Krause. Die Arbeit auf den Dampflocks war schwer, um die Bahnen schnauften sich mühsam und durch teils enge Kurven die Haar hoch.

Der Name „Pengel-Anton“ hat seinen Ursprung übrigens in der Glocke der Bahn, wie Günter Krause schmunzelnd berichtet. „Er stammt von dem peng-peng-peng-Geräusch der Glocke, die während der Fahrt stets zu hören war. Bahnschranken gab es damals noch nicht.“

Nach dem Krieg erlebte die Kleinbahn noch einmal eine kurze Renaissance. Da wurde sie von der Bevölkerung rege für Hamsterfahrten aufs Land genutzt, um sich mit knappen Gütern einzudecken. 1954 war dann jedoch Schluss. Der Individualverkehr nahm deutlich zu und die Bahn, die sich die Fahrbahn häufig mit den Straßen teilte, wurde unrentabel. Das letzte Teilstück bis zur Clevischen Straße wurde noch bis 1959 genutzt, dann ist auch dieser Abschnitt stillgelegt und die Schienen abgebaut worden. Seither fahren Richtung Möhnesee auf der ehemaligen Bahntrasse Fahrräder. Die Stadt Soest richtet derzeit einen Teil dieser Velo-Route neu her.

Günter Krause hat die Geschichte der Kleinbahn in einem reich bebilderten Buch „Kleinbahn-Zeiten zwischen Ruhr und Lippe“ zusammengetragen, welches im Buchhandel erhältlich ist.

Hier finden Sie die entsprechende Hinweistafel und die Karte mit den Eisenbahnlinien.

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Letzte Aktualisierung
25.03.2021 | 14:01 Uhr