„Dr. Melzer war ein Hauptgewinn für Soest“, lobt Olaf Steinbicker, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Bauordnung, welcher die Stadtarchäologie zugeordnet ist. „Sein Engagement, seine Forschungsergebnisse und seine Art, sie verständlich zu präsentieren, haben Maßstäbe gesetzt.“ Dies sehen neben der Verwaltung auch viele Bürgerinnen und Bürger sowie Fachkolleginnen und Kollegen so, weshalb es am 7. Oktober eine Feierstunde zur Verabschiedung von Dr. Melzer im Blauen Saal geben wird. Eine zentrale Rolle wird der Rückblick auf die archäologische Arbeit der zurückliegenden drei Jahrzehnte spielen.
Der gebürtige Duisburger Walter Melzer studierte Archäologie in Münster und kam Ende der 1980-er Jahre noch als Mitarbeiter der LWL-Archäologie nach Soest, um eine Ausgrabung am Isenacker zu leiten. Eine Stadtarchäologie in Soest gab es seinerzeit noch nicht. Politik und Verwaltung beschlossen aber, diese Stelle einzurichten, um die reichhaltigen Bodendenkmäler der Stadt dauerhaft und systematisch erforschen zu können. Dr. Melzer wurde Leiter der Stadtarchäologie und erweiterte in den folgenden 30 Jahren die Zahl der bekannten 90 archäologischen Fundstellen bis auf 416. Burgtheater, Pollhofstraße, Petrushaus, Marktplatz, Kloster Paradiese und Ardey sind nur eine Auswahl der Grabungsorte, an denen Melzer mit seinem Team Relikte aus 8000 Jahren Siedlungsgeschichte zutage förderte. Ein größeres Publikum fanden seine Forschungsergebnisse in der von ihm begründeten Reihe „Soester Beiträge zur Archäologie“, die nicht nur in Soester Bücherregalen, sondern weltweit in Bibliotheken zu finden ist.
Seine Begeisterung für und den Spaß an seiner Arbeit hat Dr. Melzer in all den Jahren nie verloren. Daran hatten stets auch seine Mitarbeitenden ihren Anteil, weshalb er ihnen zum Abschied ausdrücklich dankt: „Ohne sie wären die Fundobjekte nicht für die Nachwelt erhalten worden.“
Bei den derzeit 416 bekannten archäologischen Fundstellen wird es aber nicht bleiben. Mit Nachfolgerin Julia Ricken ist die Kontinuität der Forschungsarbeit in Soest gesichert. Die gebürtige Soesterin arbeitete bereits ab 2008 während ihres Archäologie-Studiums bei der Stadtarchäologie mit. 2015 absolvierte sie ihren Master-Abschluss in Archäologie an der Ruhr-Universität Bochum und kam 2017 fest ins Team der Stadtarchäologie. Sie begleitete seitdem die Grabungen auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Colonel BEM Adam, im Außenbereich des von Friesenhausenschen Hofs (Steingraben 10), an der Thomästraße 2 – 4, am Thomähof und im Baugebiet Oberkirchweg. „Mein Ziel ist es, an die langjährige Tradition der Stadtarchäologie anzuknüpfen und diese mit modernen Ansätzen kontinuierlich weiterzuentwickeln“, schaut Julia Ricken voraus. „Ein Schwerpunkt wird weiterhin darauf liegen, die Forschungsergebnisse nicht nur dem Fachpublikum, sondern auch den interessierten Bürgern zu vermitteln, deshalb wird die Reihe ´Soester Beiträge zur Archäologie´ natürlich fortgesetzt.“
Neben der klassischen Forschungsarbeit wird auch die Digitalisierung die Stadtarchäologie beschäftigen – sei es bereits bei der Grabungsdokumentation als auch bei der späteren wissenschaftlichen Auswertung und der Visualisierung. „Zudem nimmt die Archäologie der Moderne einen immer größeren Stellenwert ein und auch Soest kann schon jetzt und sicherlich in der Zukunft noch mehr mit einigen Forschungsergebnissen dazu beitragen“, sagt Julia Ricken.
Dr. Melzer und seine Nachfolgerin sind sich einig: Die Stadtgeschichte ist noch nicht fertig geschrieben, jede weitere Baustelle kann dazu beitrage, das Bild von Soest zu vervollständigen. „Denn wie sagt man so schön: ohne Vergangenheit keine Zukunft.“
Julia Ricken folgt Dr. Walter Melzer als Leiterin der Soester Stadtarchäologie
Seit ihrer Gründung 1990 war Dr. Walter Melzer das Gesicht der Soester Stadtarchäologie. Dies ändert sich nun zum 1. Oktober 2021 mit seinem Abschied in den Ruhestand. Neue Leiterin der Stadtarchäologie ist Julia Ricken M.A., die schon seit mehreren Jahren an der Seite von Dr. Melzer die Geschichte von Soest erforscht hat und somit nahtlos die wertvolle Arbeit fortsetzen kann.