Der Kommunalbetrieb wird den Baum, der in den zurückliegenden Jahrzehnten bereits vielfach aufgrund seiner schlechten Vitalität beschnitten werden musste, am Freitag, 18. März 2022, fällen. Am selben Platz soll allerdings ein neuer Baum gesetzt werden – angesichts des Kriegs von Russland gegen die Ukraine sieht die Stadt darin erneut ein Mahnmal für den Frieden. Zudem will der Kommunalbetrieb den schwierigen Standort auf dem seit Jahrhunderten befestigten Platz im Herzen von Soest so optimal wie möglich aufbereiten, um der neuen „Friedenseiche“ eine gute Entwicklung zu ermöglichen.
Vielen Soesterinnen und Soester dürfte gar nicht bewusst sein, welche Geschichte der größte der Bäume auf dem Vreithof besitzt. Die Eiche wurde am Geburtstag des neuen Kaisers von Deutschland Wilhelm I. im März 1871 von der Stadt gepflanzt. Öffentlichkeitswirksam sollte sie die Freude über die Gründung des Deutschen Reiches und das Ende der Einigungskriege symbolisieren, nachdem kurz zuvor mit dem Sieg über Frankreich der letzte dieser Kriege zu Ende gegangen war. Bürgermeister und Stadtrat pflanzten die Eiche gemeinsam in einem Festakt. Außerdem beteiligten sich an der Pflanzaktion Schüler des Archigymnasiums, das seinerzeit noch direkt neben der Eiche im heute als Rathaus genutzten Gebäude untergebracht war.
Für eine Eiche von 150 Jahren ist der Baum nun jedoch alles andere als stattlich. Rückblickend war der Standort mitten auf einem seit Jahrhunderten befestigten Platz nicht ideal. Auch die Sanierung der Baumscheibe bei der Neugestaltung des Vreithofs im Jahr 2009 konnte die Vitalität der Eiche nicht mehr nachhaltig verbessern. Aus Gründen der Standsicherung wären bald sogar weitere Rückschnitte nötig. „Deshalb haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, die Eiche zu fällen und einen neuen Baum mit besseren Entwicklungschancen zu pflanzen“, erklärt Matthias Abel, Vorstand der Kommunalen Betriebe Soest.
Die anstehende Fällung ist dem Arbeitskreis Bäume am 10. März 2022 mitgeteilt worden. Die Ersatzpflanzung soll bis Anfang April 2022 stattfinden. Eine stattliche Eiche von 9 Metern Höhe ist dazu bereits in einer Baumschule ausgewählt worden. Das Setzen des Baumes soll wie schon beim Vorgänger mit einer öffentlichen Veranstaltung begangen werden. Darüber hinaus soll das Holz der alten Friedenseiche nicht entsorgt, sondern möglichst für weitere Frieden-Initiativen genutzt werden. „Wir können uns vorstellen, dass im künstlerischen Umgang mit dem Holt Objekte entstehen, die den damals wie gerade auch heute aktuellen Wunsch nach Frieden thematisieren“, sagt Matthias Abel.
"Friedenseiche“ von 1871 auf dem Vreithof muss ersetzt werden
Die im Jahr 1871 gepflanzte „Friedenseiche“ auf dem Vreithof ist in einem solch schlechten Zustand, dass sie ersetzt werden muss.