Wie so oft erforschen die Archäologen den Untergrund im Vorfeld eines Neubauprojektes: Direkt gegenüber des Museums Wilhelm Morgner soll ein Wohnund Geschäftshaus neu errichtet werden. Das Baugrundstück ist archäologisch höchst interessant. Denn wenige Meter entfernt ließen sich bei früheren Grabungen
bereits Spuren einer Besiedlung in der Frühzeit um 5500 vor Christus nachweisen. Außerdem befindet sich die Fläche nah am alten ottonisch-karolingischen Stadtzentrum von Soest und direkt neben dem alten Hellweg, der heutigen Thomästraße. Deshalb ist auch für das Mittelalter eine Siedlung an dieser Stelle sehr
wahrscheinlich. Die Stadtarchäologen hoffen, Spuren der mittelalterlichen Gebäude und ihrer Bewohner zu finden.
„Von der Zeit des Soester Urkatasters von 1828 bis in die Nachkriegszeit lassen sich bereits Gebäude auf der Fläche nachweisen“, erklärt Dr. Melzer. Beispielsweise
stand dort bis zum Zweiten Weltkrieg ein Wohnhaus, welches dann durch einen Bombentreffer zerstört wurde. In den 1960-er Jahren wurde am selben Ort der
Schauraum des benachbarten Möbelhauses errichtet. Nach dem Abriss dieses Gebäudes wurde die Fläche zuletzt als Parkplatz genutzt.
So viel können die Archäologen schon nach wenigen Tagen Grabungszeit sagen: In vielen Bereichen der Fläche haben der Bombentreffer aus dem Zweiten Weltkrieg
sowie die Kellergeschosse der neuzeitlichen Gebäude ältere Bodenzeugnisse bereits „gestört“. Die bislang freigelegten Mauern sehen für Laien alt aus, sind aber maximal rund 200 Jahre alt und stammen somit nicht aus dem Mittelalter. Einige wenige Stellen sind jedoch vielversprechender und sollen nun tiefgründiger untersucht werden. Möglicherweise verbirgt sich noch eine alte Abfallgrube im Boden, die Aufschlüsse auf die frühere Besiedlung geben kann.
Dr. Melzer und Grabungsleiter Heinze können bei Ihrer Arbeit auf die Unterstützung der Firma Materio bauen, die das Neubauvorhaben auf dem Grundstück plant.
Geschäftsführer Rolf Schottmüller und Bauleiter Marcus Ricke lobten bei einem Besuch der Grabungsstelle die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Beispielsweise
werden Zeitpläne oder Grabungstiefe miteinander besprochen und aufeinander abgestimmt. „Davon profitieren bei solchen Vorhaben in Soest am Ende immer beide
Seiten“, betont Dr. Melzer.
Stadtarchäologie gräbt sich an der Thomästraße in die Soester Geschichte hinab
Alte Grünsandsteinmauern, eine Beton-Bodenplatte, Hinweise auf mittelalterliche Kloakengruben und ein verfüllter Bombentrichter – die Mitarbeitenden der Soester Stadtarchäologie haben in den vergangenen Tagen bei ihrer jüngsten Prospektionsgrabung an der Thomästraße bereits diverse Relikte aus unterschiedlichen Epochen der Stadtgeschichte an das Tageslicht geholt. Derzeit spielt auch das Wetter mit. Olaf Steinbicker, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Bauordnung, Dr. Walter Melzer als Leiter der Stadtarchäologie und Grabungsleiter Frederik Heinze gehen deshalb davon aus, dass die Arbeit in den kommenden Wochen noch gut fortgesetzt werden kann.